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Geschichte des Pencak Silat
In prähistorischer Zeit dürften die
Einwohner der Gebiete, in denen heute Pencak
Silat verbreitet ist, Indonesien, Malaysia,
Singapur und Brunei, wie andere unserer Vorfahren
auch, Techniken erfunden haben, mit denen sie
sich den wilden Tieren zur Wehr setzen konnten
bzw. mit denen man auch jagen konnte. Im Verlaufe
der frühgeschichtlichen Völkerwanderungen auf
den südostasiatischen Inseln haben sich
vermutlich erste Ansätze von gezielten Methoden
zur Selbstverteidigung gegen feindliche Stämme
entwickelt. Die ersten Dokumentationen über Pencak Silat reichen ins 7. Jahrhundert n.Chr. zurück. Im 11. Jahrhundert n.Chr. förderten die Herrscher der Insel Java die Kampfkünste mit bloßen Händen (Fäuste, Füße, Ellenbogen und Knie) und auch den Gebrauch von Waffen (Schwert, Stock, Messer u.a. als Waffen geeignete Geräte der Landbevölkerung z.B. Machete). Ab dieser Zeit haben sich auch verschiedene Stile in Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand und den südlichen Philippinen verbreitet. |
Pencak Silat war ursprünglich eine Kampfkunst, die nicht
unter der einfachen Bevölkerung verbreitet, sondern nur
den oberen Klassen vorbehalten war und von diesen nahezu
als Geheimnis gehütet wurde. Allmählich bröckelte
allerdings die Wand der Abschottung des Wissens über die
Kampfkünste und auch das Volk fand Zugang zu dem Wissen.
Die Bevölkerung konnte sich somit nunmehr mit Waffen
gegen die Unterdrückung durch die Lehnsherrn zur Wehr
setzen.
Pencak Silat lässt sich am ehesten als ein Oberbegriff für
die Gesamtheit derindonesischen Kampfkünste bezeichnen;
das Wort Pencak bedeutet "kunstvolle Bewegung";
Silat heißt "kunstvolles Kämpfen".
Pencak Silat zeichnet sich dadurch aus, dass alle Hand-
und Fußtechniken auch mit Waffen ausgeführt werden können.
Man kann es in zwei Methoden einteilen: Pencak als
Training zur Selbstverteidigung und Silat als Training
zum eigentlichen Kampf. Ein Grundprinzip des Pencak Silat
ist das Ausweichen vor einem Angriff. Der Verteidiger
stellt sich dem Angreifer nicht mit Macht entgegen und
versucht mit Blocktechniken abzuwehren, sondern macht
sich die Angriffsenergie zu Nutze, weicht aus und setzt
in einem günstigen Augenblick zur Gegenwehr an. Dadurch,
dass Pencak Silat eine reine Kampfkunst und ursprünglich
keine Sportart ist, werden auch keine Aufwärm- Dehnungs-
oder andere Vorbereitungsübungen praktiziert, da man bei
einem Angriff auch unmittelbar und ohne Vorbereitung
reagieren können muss. Aus eben diesem Grunde wird beim
Training auch der Trainingspartner als Feind und nicht
bloß als Gegner bezeichnet.
Ähnlich dem Kung-Fu sind viele Bewegungen denen von
Tieren nachempfunden, so gibt es Stellungen und
Techniken, die den Namen "Priester" (Pendeta),
"Tiger" (Harimau) oder "Adler" (Garuda)
tragen. Andere Bezeichnungen sind eher poetischer Natur
"Sprung im Drachenstil" (Lompat sikap naga)
oder "Sprung wie eine Prinzessin" (Lompat putri
bersedia), obwohl die Techniken selbst weniger poetisch
denn eher effektvoll und schlagkräftig sind.
Man zählt unter dem Oberbegriff Pencak Silat ungefähr
150 Stile, die sich mehr oder weniger stark voneinander
unterscheiden. Diese beim ersten Blick sehr hohe Zahl
erklärt sich jedoch durch die geographische
Zersplitterung Indonesiens und Malaysias in tausende von
Inseln, auf denen die Kampfkünste von der Landbevölkerung
ausgeübt werden. Im Groben können folgende
Gemeinsamkeiten auf den Inseln festgemacht werden: